Vortragsabend zum Thema New Work und New Leadership

„New Work“ – ein einziger Begriff steht für eine radikale Veränderung unserer Arbeitswelt und Arbeitskultur. Getrieben von Digitalisierung, Globalisierung, demografischen und sozialen Veränderungen sind Unternehmen plötzlich gezwungen, ihre bekannten und gelebten Strukturen zu überdenken und flexiblere, innovative und menschenzentrierte Ansätze zu fördern. Mitarbeitende wollen frei entscheiden, wo sie arbeiten. Harte Faktoren wie Einkommen und Status stehen nicht mehr an erster Stelle. Stattdessen gewinnen Werte wie kreative Mitgestaltung, Sinnhaftigkeit und Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben an Bedeutung. Im Alltag verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben auf produktive Art und Weise. 

Coworking-Spaces wie die Werkbank gehören zu den zentralen Elementen und Treibern der New-Work-Ära. Warum ist es wichtig, sich mit New Work zu beschäftigen, und was bedeutet das für Ihr Unternehmen?

Diese und weitere Fragen beantwortete uns am Donnerstag, 14.9.2023, Prof. Dr. Axel Minten. Er ist New Work Specialist und Business Coach und lehrt Kommunikation und Personalwesen an der FOM Hochschule Aachen.

Von der Arbeit 1.0 zur Arbeit 5.0

Prof. Minten skizzierte zunächst in einer kurzen Zeitreise durch die Arbeitswelt, dass sich unsere Gesellschaft nicht mehr in der Ära Arbeit 4.0, sondern bereits im Zeitalter Arbeit 5.0 befände. Während Arbeit 4.0 (nach 1.0 - Dampfmaschine | Mechanisierung, 2.0 - Automobil | Elektroenergie | Fließband | Massenproduktion und 3.0 - Industrieroboter | Automatisierung | Computer) sich um die Themen der Digitalisierung, Netzwerke, Internet der Dinge und KI drehe, stellt die Arbeit 5.0 Mensch und Mitarbeiter*innen rücken in den Mittelpunkt. Minten bezeichnet diesen Wandel als „Humanisierung der Digitalisierung“.

Hier kommt nun der Begriff „New Work“ ins Spiel, geprägt vom Philosophen Frithjof Bergmann. Er sah bereits vor mehr als 40 Jahren den Wandel der Arbeitswelt vom Ansatz „Der Mensch passt sich an die Arbeit an“ hin zum Ansatz „Die Arbeit passt sich an den Menschen an“.

Bei „New Work“ gehe es keineswegs darum, den Mitarbeitenden einen wöchentlichen Obstkorb zu spendieren, einen Kicker ins Büro zu stellen oder coole Aufenthaltsräume zu kreieren. Vielmehr gehe es um menschzentriertes Arbeiten. Themen wie neue Organisationsstrukturen und flache Hierarchien, Agilität in Aufgabenstellungen, Projekte und Prozesse sowie Flexibilität bei der Wahl von Arbeitszeit, -ort, -platz stehen im Fokus.

Leben wie Pipi Langstrumpf "Ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt"?

Das klingt jetzt ein wenig wie die Lebensphilosophie von Pipi Langstrumpf (Ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt), ist aber ernst gemeint. Bei New Work steht der Mensch im Mittelpunkt. Er soll – überspitzt gesagt – entscheiden können, was er wann und wo arbeiten will. Die Unternehmen schaffen die Voraussetzungen dafür. Dass dieser Ansatz in der Praxis nicht überall umsetzbar ist, war sowohl dem Erfinder Frithjof Bergmann als auch Prof. Minten klar. Dennoch gibt es auch in Branchen und Berufen, in denen eine Flexibilisierung der Arbeitszeit- oder des Arbeitsortes unmöglich erschien, plötzlich neue Ideen.

Die Brücke zum Coworking baute der Referent über den Begriff des 3. Platzes. Die Arbeitswelt müsse akzeptieren, dass es neben Büro und Homeoffice auch weitere Orte geben kann, an denen (gewisse) Arbeit erbracht wird. Hierzu gehören dann eben auch Coworking-Spaces.

„New Leadership" in Zeiten der „New Work“

Nach dem sehr informativen und spannenden Vortrag von Prof. Axel Minten folgte die Sichtweise einer Psychologin auf das Thema „New Leadership” in einer Welt der „New Work“. Die Dipl.-Psychologin und Expertin in Mental Health, Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Dr. Johanna Feilhauer, zeigte den Anwesenden, dass in einer Welt der menschenzentrierten Arbeit klassische und althergebrachte Führungsmethoden keine Chance mehr haben. Vielmehr brauche es auch beim Thema Führung von modernen Teams, in denen viel Remote gearbeitet wird, einen neuen Führungsansatz. Schlüsselfunktionen sind Feedback- und Fehlerkultur statt Draufhauen bei Fehlern, Motivation statt permanente Kritik, Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Vorgesetzten und deren Teams statt Top-Down-Befehle…Dr. Feilhauer verwendete hierfür den Vergleich zum Trainer im Fußball. Es gäbe Persönlichkeiten à la Jürgen Klopp, der Motivator und Vater sei, und es gäbe Persönlichkeiten à la Felix Magath, der als „Schleifer“ und „strenger Befehlshaber“ beschrieben wird.

Nach den Vorträgen war Gelegenheit zum persönlichen Gespräch bei einem kleinen Imbiss.

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